Nach höchst schwierigen und intensiven Verhandlungen ist es am frühen Morgen (16.2.) gelungen, einen Tarifabschluss für die 100 000 Beschäftigten der westdeutschen Textil- und Modeindustrie zu erzielen. In diesem Jahr erhalten die Beschäftigten einschließlich Auszubildende eine Corona-Beihilfe in Höhe von 325 Euro, die spätestens im Juni gezahlt wird.
Für das kommende Jahr einigten sich die Tarifparteien auf eine zweistufige Entgelterhöhung. So steigen die Löhne und Gehälter zum 1. Februar 2022 um 1,3 Prozent und am 1. Oktober 2022 um weitere 1,4 Prozent. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 25 Monaten bis zum 28. Februar 2023. Außerdem werden die Altersteilzeit ab 2021 und die Beiträge der Arbeitgeber für die Weiterbildung ab 2022 aufgestockt.
Markus Simon, Verhandlungsführer der Arbeitgeber: „Mitten in der Krise ist dies ein Abschluss der Vernunft und der Perspektive. Das Schlimmste angesichts der dramatischen Folgen der Corona-Pandemie für die Textil- und Modeindustrie wären ein weiterer Stillstand in den Verhandlungen und damit weitere Unsicherheit für Beschäftigte und Arbeitgeber gewesen. Wir wissen, dass es noch lange dauern wird, die Folgen der Corona-Pandemie zu überwinden. Diesen wirtschaftlichen Prognosen trägt der Abschluss Rechnung und bringt Planungssicherheit und Perspektive für die nächsten 25 Monate.“
Der harte Winterlockdown, der bald ein Vierteljahr dauert, hat die Lage auch bei den Herstellern weiter verschärft. Die Rücklagen vieler mittelständischer Unternehmen sind aufgebraucht. Umsatzeinbrüche bis zu 45 Prozent vor allem bei den Bekleidungsunternehmen belasten die Branche schwer. Der schleppende Impfstart und die Corona-Mutationen haben die Aussichten auf baldige Besserung weiter eingetrübt. „Am Ende hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass wir den Weg aus der Krise nur gemeinsam schaffen“, hieß es aus der Arbeitgeberdelegation. Auch der jetzige Abschluss sei ein Kraftakt für viele angeschlagene Unternehmen. Deshalb komme es jetzt darauf an, dass die Überbrückungshilfen der Bundesregierung endlich greifen und die heimische Textil- und Modeindustrie bei der Anrechnung des Wertverlustes von Saisonware dem Einzelhandel gleichgestellt wird.