Energiepreiskrise in der Textilindustrie gefährdet Lieferketten


Die Unternehmen der Textilindustrie warnen vor massive Störungen der industriellen Lieferketten, wenn nicht schnell die Preise für Strom und Gas sinken. „Ohne Textilien stoppt die Produktion von Autos, Windrädern, medizinischen Verbänden, Filtern für Industrieanlagen und vielem mehr“, sagte der Präsident des Verbandes der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsidnustrie (Münster), Dr.Wilfried Holtgrave.

Viele Unternehmen stünden derzeit in Verhandlungen mit ihren Energieversorgern und würden oft mit Preisangeboten konfrontiert, die das Zehnfache des Niveaus von vor einem Jahr betragen würden. „Es ist völlig undenkbar, diese Kosten an die Kunden weiterzugeben, die würden sofort zu Anbietern aus Asien wechseln“, sagte Holtgrave. Dort werde aber unter schlechteren Arbeitsbedingungen und klimaschädlicher produziert, was die Politik aber eigentlich vermeiden wolle und deshalb unter anderem ein Lieferkettengesetz beschlossen habe.

Holtgrave wies darauf hin, dass viele europäische Länder schon längst Maßnahmen zum Schutz ihrer Unternehmen vor der Energiepreisexplosion getroffen hätten. „Woanders werden Energiesteuern gesenkt oder Festpreise für die Industrie gesetzt“, so Holtgrave, Am schnellsten könne der Staat helfen, in dem er die Steuersätze auf Energie reduziere. „Die hohen Energiesteuern in Deutschland sind eingeführt worden, damit Anreize zum Energiesparen entstehen, jetzt wären Strom und Gas ohne Steuern schon teurer als früher mit Steuern“, sagte Holtgrave. Die Steuern zu senken sei zudem wesentlich effizienter als sie erst einzunehmen und dann bürokratisch aufwändig wieder über Entlastungspakete zu verteilen.

Holtgrave bezeichnete die Situation in den Unternehmen als „extrem angespannt“. Planungen und vor allem Investitionen seien angesichts der unklaren Lage kaum möglich. Gleichzeitig müssten Alternativen geprüft werden, um trotz hoher Kosten weiter produzieren zu können. „Da ist im Moment alles auf dem Tisch vom Wechsel des Energieträgers auf Öl bis hin zur Verlagerung der Produktion ins Ausland“, sagte der Verbandspräsident. Wenn die Politik nicht schnell handele befürchte er die Zerstörung bislang geschlossener Lieferketten in der deutschen Industrie und den Wegfall von Arbeitsplätzen. „Wir stehen in der Gefahr, genau das zu verspielen, was bislang den sozialen Frieden und den Wohlstand in unserem Land gewährleistet hat“, sagte Holtgrave.

26.09.2022